Jōji Yuasa

*  12. August 1929

von Luciana Galliano

Essay

Eine erste Bestimmung von Voraus- und Zielsetzungen für das eigene Schaffen, die erste Berührung mit ausländischer Musik, die ersten Schritte eines nicht-institutionellen Lernens ging Yuasa seit 1950 innerhalb der avantgardistischen interdisziplinären Künstlergruppe „Jikkenkōbō“. Mit den anderen Komponisten der Gruppe – Tōru Takemitsu, Keijirō Satō, Kazuo Fukushima – und dem Musikwissenschaftler Kuniharu Akiyama studierte Yuasa Bartók und Schönberg, entdeckte Messiaen (1952) und Jolivet; vor allem diskutierten sie, wie eine neue Musiksprache in einer östlichen, japanischen Mentalität zu gestalten wäre. Das Bedürfnis nach neuen Formen, einer neuen Sprache kam aus der Notwendigkeit von Reformen im Japan der Nachkriegszeit, die stark entstabilisierende, quälende Aspekte hatte. Anders als andere junge Komponisten, z.B. Hikaru Hayashi oder Michio Mamiya, die von Bartóks Verbindung der Volksmusik mit den neuesten Errungenschaften der zeitgenössischen Musik fasziniert wurden, übernahm die „Jikkenkōbō“ aus Bartóks Werk das unkonventionelle Strömen der Form und von Messiaen eine gewisse unbelebte (und statische) Geistigkeit – beide Aspekte finden Entsprechungen in der japanischen Ästhetik. Es ging weiter auch darum, wie man mit zwölf Tönen, aber in einer japanischen Satzlehre komponieren könne – ein zentrales Thema in der Tonsprache Yuasas.

Anders als Takemitsu, der zu dieser Zeit weder persönliche Erfahrungen ...